Was ist Leichte Sprache? Infos, die alle verstehen – ohne sprachliche Hürden
Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten können Texte oft nicht gut verstehen. Denn wer nur geringe Lesefähigkeit besitzt, tut sich schwer mit langen Worten, Fremdwörtern und komplexen Sätzen. Deshalb gibt es Leichte Sprache.
Wozu Leichte Sprache?
Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form des Deutschen. Und damit ein Instrument für Barrierefreiheit. Sie folgt bestimmten Regeln: Der Text besteht zum Beispiel nur aus kurzen Sätzen und einfachen Wörtern. Außerdem helfen Bilder und Symbole, den Inhalt besser zu verstehen. So können Menschen mit geistiger Behinderung sich Informationen eigenständig erschließen.
Wer macht die Regeln?
Leichte Sprache ist bislang kein geschützter Begriff. Das Netzwerk Leichte Sprache e. V. hat aber eine Reihe an Regeln für Leichte Sprache zusammengestellt. An den Regeln haben Menschen mit Lernbehinderungen mitgearbeitet.
Texte in Leichter Sprache sollten immer von Menschen mit Lernschwierigkeiten auf Verständlichkeit geprüft werden.
Die wichtigsten Regeln für Leichte Sprache
In Anlehnung an: Netzwerk Leichte Sprache
Regeln für Leichte Sprache
Schreiben Sie kurze Sätze. Verzichten Sie auf komplexe Sätze mit eingeschlossenen Nebensätzen.
Machen Sie in jedem Satz nur eine Aussage.
Setzen Sie allgemein bekannte Wörter ein: zum Beispiel "Bus" statt "Omnibus".
Sind Fremdwörter oder Fachbegriffe unverzichtbar, erklären Sie diese.
Machen Sie bei langen Wörtern die Bestandteile sichtbar, etwa: Arbeits-Schutz-Gesetz
Erklären Sie Wörter, die Hintergrundwissen verlangen:
Beispiel „Arbeits-Schutz“:
Niemand soll wegen der Arbeit krank werden.
Darum ist Vorbeugung gegen Krankheiten wichtig.
Niemand soll bei der Arbeit einen Unfall haben.
Darum ist Vorbeugung gegen Unfälle auch wichtig.
Das heißt: Arbeits-Schutz.
Benutzen Sie immer dasselbe Wort für einen Begriff:
Schreiben Sie zum Beispiel in einem Satz "Tablette", dann sagen Sie nicht im nächsten "Pille" oder "Medikament".
Bei einem Wort wie "Raben-Eltern" könnten Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen denken, es seien die Eltern von Rabenküken gemeint.
Schreiben Sie "zum Beispiel" statt "z. B.". Ausnahmen sind allerdings möglich: bei Abkürzungen, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind – wie beispielsweise "LKW" oder "WC".
Formulieren Sie besser so: "Morgen wählen wir den Werkstatt-Rat."
Nicht so: "Morgen ist die Wahl zum Werkstatt-Rat."
Schreiben Sie lieber: "Wir wählen den Werkstatt-Rat."
Statt: "Der Werkstatt-Rat wird gewählt."
Vermeiden Sie den "Wesfall" und die Möglichkeitsform.
So nicht: "Der Helm des Chefs könnte kaputt sein."
Sondern so: "Der Helm vom Chef ist vielleicht kaputt."
Setzen Sie Beispiele ein, um abstrakte Begriffe zu erklären:
Berufs-Krankheit
Das ist eine Krankheit.
Die Krankheit bekommt man durch die Arbeit.
Zum Beispiel:
Herr Müller hat viele Jahre an einer sehr
lauten Maschine gearbeitet.
Herr Müller hört deshalb heute schlecht.
Er ist durch die Maschine schwerhörig geworden.
Das ist eine Berufs-Krankheit.