Kita: Rückengesund arbeiten
Du arbeitest in der Kita? Hervorragend! Dein Job ist abwechslungsreich und bietet viele Gelegenheiten, dich zu bewegen. Das solltest du auch, denn wo sich alles um das Wohl und die Entwicklung der Kinder dreht, bleibt die Gesundheit der Beschäftigten oft auf der Strecke. Nutze also die Möglichkeiten, die sich dir bieten.
Die 9 häufigsten Kita-Tätigkeiten rückengerecht meistern
Tätigkeit 1: Anziehen
Was ist das Problem?
Beim An- und Ausziehen der Kinder belastet eine gebeugte Körperhaltung stark deine Rückenmuskulatur und die Bandscheiben. Häufig wird dabei auch der Oberkörper verdreht. Durch diese Bewegung werden die Bandscheiben im Bereich deiner Lendenwirbelsäule zusammengedrückt. An der Halswirbelsäule können zusätzlich Beschwerden auftreten, wenn du die Schultern hochziehst.
Was kannst du tun?
- Nutze Anziehhilfen wie kleine Treppen und ergonomische Stühle, mit denen du dich auf Höhe der Kinder bewegst. So vermeidest du, dich vorzubeugen und deine Wirbelsäule zu verdrehen.
- Leite die Kinder an, sich so weit wie möglich selbstständig anzuziehen. Das schont deinen Rücken und fördert die Entwicklung der Selbstständigkeit der Kinder.
- Dauert dir zu lange? Gib dir und dem Kind diese Zeit und handle nach der Devise „Hilf mir, es selbst zu tun!“
- Geht nicht ohne Hilfe? Achte darauf, den Rücken möglichst nicht zu verdrehen, wenn du eine gebeugte Haltung einnimmst und stehe möglichst nah am Kind. Versuche, dich möglichst gleichmäßig zu belasten.
Tätigkeit 2: Heben und tragen
Was ist das Problem?
Hebst oder trägst du regelmäßig schwere Lasten in ungünstiger Haltung, wird speziell die Lendenwirbelsäule stark belastet. Dadurch kann langfristig eine Wirbelsäulenerkrankung entstehen. Im Kita-Alltag musst du nicht nur Kinder tragen, sondern auch andere schwere Lasten wie Wasserkästen, Möbel, schwere Tabletts .... Vor allem einseitiges Heben und Tragen ist für die Bandscheiben ungünstig: Sie werden dabei zusammengedrückt. Ist die Bandscheibe vorgeschädigt, kann dies zu einem Bandscheibenvorfall führen. Die Bandscheibe drückt dann auf die Nervenbahnen.
Was kannst du tun?
- Nutze Tragesysteme, wenn du Krippenkinder länger trägst. Das optimiert die ergonomische Haltung und minimiert die Belastung deines Muskel-SkelettSystems. Denn du verteilst so das Gewicht des Kindes besser.
- Schwere Gegenstände wie Tabletts oder Wasserkästen kannst du mit Wagen, Sackkarren und anderen Hilfsmitteln transportieren.
- Überlege: Ist es möglich, eine schwere Last zu zweit zu heben? Wer kann helfen?
- Kann das Kind, das du hochheben willst, vielleicht doch selbst laufen, klettern o. Ä. – mit deiner Hilfe?
- Achte darauf, möglichst nicht einseitig zu tragen.
Tätigkeit 3: Spielen am Boden
Was ist das Problem?
Beim Sitzen auf dem Boden werden deine Kniegelenke besonders beansprucht, da du sie dabei längere Zeit über 90 Grad anwinkelst. Außerdem neigt man dazu, nach ein paar Minuten den Rücken zu krümmen. Diese ungünstige Körperhaltung führt dazu, dass sich deine gesamte Rückenmuskulatur verspannt.
Was kannst du tun?
- Nutze verschiedene Sitzalternativen beim Spielen auf dem Boden. So entlastest du deine Kniegelenke und optimierst die Haltung deiner Wirbelsäule. Hierfür eignen sich beispielsweise Spiellandschaften, Meditationskissen, Meditationsbänkchen oder Bodenstühle.
- Achte darauf, statische und dynamische Tätigkeiten abzuwechseln. Bewegung tut immer gut!
- Wechsle so oft es geht die Körperhaltung und sitze möglichst so, dass deine Gelenke nicht überstreckt sind.
Tätigkeit 4: Spielen am Tisch
Was ist das Problem?
Sitzt du häufig auf kleinen Kinderstühlen in ungünstigen Körperhaltungen, können Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule und Beschwerden an den Kniegelenken auftreten.
Was kannst du tun?
- Nutze höhenverstellbare Stühle für Erziehende, Kinderhochstühle falls nötig sowie höhenverstellbare Tische (sofern möglich und passend). Dadurch entlastest du deine Kniegelenke und optimierst die Haltung der Wirbelsäule.
- Vermeide unbedingt, auf Kinderstühlen zu sitzen! Diese sind ergonomisch auf die Körpergröße von Kindern abgestimmt und nicht für Erwachsene geeignet.
- Am gesündesten für deinen Rücken ist eine aufrechte Körperhaltung. Die Hände sollten sich bei Tätigkeiten am Tisch möglichst in Bauchhöhe befinden.
Tätigkeit 5: Essen zubereiten
Was ist das Problem?
Bereitest du das Essen auf den Tellern an kleinen Kindertischen vor, musst du dabei häufig den Oberkörper runterbeugen – oder zum Teil auch verdrehen. Durch diese Kombi-Bewegung werden die Bandscheiben zusammengedrückt. Oft tragen Erzieherinnen und Erzieher auch Geschirr und Mahlzeiten auf Tabletts. Auch das belastet die Wirbelsäule, sind die Tabletts zu schwer. Außerdem besteht dabei erhöhte Unfallgefahr – vor allem, wenn du Treppen steigst.
Was kannst du tun?
- Nutze Servierwagen zum Transportieren der Mahlzeiten und – falls nötig – für die portionsgerechte Zubereitung im Stehen. So optimierst du deine ergonomische Haltung. Auch ein Klapptisch im Ess-/Gruppenraum kann beim Portionieren (etwa Fleisch schneiden) hilfreich sein.
- Lastenaufzüge sind eine gute Alternative, um Gegenstände über verschiedene Ebenen zu transportieren.
- Auch ein Klapptisch im Ess-/Gruppenraum kann beim Portionieren (etwa Fleisch schneiden) hilfreich sein.
- Leite die Kinder an, selbstständig zu essen, und stellt im Team gemeinsame Regeln für die Essensausgabe auf.
- Handle möglichst nach dem Grundsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun!“
- Vermeide das Schneiden von Speisen an jedem einzelnen Teller der Kinder. Wenn möglich, portioniere die Speisen vor und richte sie entsprechend an.
Tätigkeit 6: Hauswirtschaft
Was ist das Problem?
Kitas haben meistens Versorgungsküchen und Kinderküchen. In Versorgungsküchen sind Spülmaschinen oft zu niedrig angebracht. Schwere Körbe mit Porzellangeschirr oder auch schwere Töpfe musst du dann in vorgebeugter Haltung heben und tragen. Kinderküchen sind ebenfalls nicht für die Arbeitshöhe der Erzieherinnen und Erzieher eingestellt. Arbeitest du daran, nimmst du eine ungünstige gebeugte Haltung ein.
Was kannst du tun?
- Trage möglichst keine schweren Körbe, sondern räume vorher das Geschirr aus.
- Nutze Geschirr-Servierwagen und vermeide Drehungen der Wirbelsäule in gebeugter Haltung.
- Kinderküchen können mit Tritten versehen oder aber mit unterschiedlichen Ebenen eingerichtet werden, sodass sowohl Kinder als auch Erwachsene gut daran arbeiten können.
- Achte beim Stehen auf leicht gebeugte Knie.
Tätigkeit 7: Zähne putzen
Was ist das Problem?
Beim Zähneputzen benötigen manche Kinder Unterstützung. Häufig beugen sich die Erziehenden dabei zu den Kindern hinunter – manchmal wird dazu auch der Oberkörper verdreht. Diese Kombinationsbewegung drückt die Bandscheiben einseitig zusammen.
Was kannst du tun?
- Auch hier gilt: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Leite die Kinder an, sich die Zähne selbstständig zu putzen. Musst du dennoch unterstützen, achte darauf, deine Gelenke optimal zu belasten und beuge leicht die Knie.
- Setze dich auf einen höhenverstellbaren Stuhl auf Höhe der Kinder.
- Vermeide möglichst die Drehung des Oberkörpers in gebeugter Haltung und achte darauf, dass du körpernah arbeitest.
Tätigkeit 8: Wickeln
Was ist das Problem?
Fließband-Wickeln nach dem Essen und vor dem Schlafen, alles muss schnell gehen: Regelmäßig heben die Erzieherinnen und Erzieher die Kinder auf den Wickeltisch. Nicht in allen Kitas gibt es an den Wickeltischen Aufstiegshilfen für die Kinder. Häufig werden auch vorhandene Aufstiegshilfen nicht genutzt: Euch fehlt schlicht die Zeit. Aber: Wer regelmäßig Kinder in ungünstiger Haltung hochhebt, belastet seine Lendenwirbelsäule.
Was kannst du tun?
- Fest mit dem Wickeltisch verbundene Aufstiegshilfen sind unerlässlich: Eine schöne Gelegenheit, die Bindungsarbeit zu intensivieren und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten! Leite die Kinder an, die Aufstiegshilfe zu nutzen.
- Auch elektrisch höhenverstellbare Wickeltische helfen den Kindern, selbstständig den Wickeltisch zu erklimmen. Außerdem ermöglichen sie dir, den Wickeltisch auf deine Arbeitshöhe einzustellen.
- Hebe die Kinder wirklich nur dann auf den Wickeltisch, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
- Hebe körpernah und achte darauf, dass deine Knie nicht durchgestreckt sind.
Tätigkeit 9: Kinder ins Bett bringen
Was ist das Problem?
Manche Kitas nutzen schwere Holzbetten für die Mittagsruhe der Kinder. Die Fachkräfte heben und tragen die Betten hin und her, um Spielraum für die Kinder zu schaffen. Oder sie müssen Kleinkinder in die Betten heben, wenn sie nicht selbstständig hineinkrabbeln können. Das belastet die Lendenwirbelsäule dauerhaft. Verdrehst du den Oberkörper, verstärkt dies die Belastung. In der Halswirbelsäule können zusätzlich Beschwerden eintreten, wenn du dabei die Schultern hochziehst.
Was kannst du tun?
- Hier spielt die Art der Kinderbetten die größte Rolle: Die Kita-Leitung sollte – je nach Platzangebot – auf die Art der Betten achten. Müssen diese weggeräumt werden, bieten sich z. B. stapelbare leichte Betten/Matratzen an.
- Leite die Kinder an, selbstständig in die Betten zu steigen.
- Bei Gitterbetten solltest du einige Gitterstäbe entfernen, wenn die Kinder weit genug entwickelt sind. Dann können sie selbständig ins Bett gehen. Und du musst sie nicht in die Betten heben.